Die Impfsituation in Ungarn

In Ungarn herrscht Impf-Pflicht, d.h. folgende Impfungen sind staatlicherseits vorgeschrieben:

0.-6. Woche BCG
2. Monat Hib
3. Monat DPT I/a + Polio (inaktiviert)
4. Monat DPT I/b + Polio (Schluckimpfung) + Hib
15. Monát MMR + Polio (Schluckimpfung) + Hib
3. Jahr DPT II + Polio (Schluckimpfung)
6. Jahr DPT III + Polio (Schluckimpfung)
11. Jahr (6. Klasse) DT + MMR
14. Jahr (8. Klasse) Hepatitis B

Es wird immer noch der alte Pertussis-Impfstoff verwendet. Hib und Hepatitis B wurden 1999 eingeführt.

Zusätzlich werden noch weitere Impfungen empfohlen:

Hepatitis A, Zeckenenzephalitis, Grippe, Pneumococcus.


Um zu beschreiben, wie versucht wird, sicher zu stellen, dass auch jedes Kind diese Impfungen erhält, muss ein wenig weiter ausgeholt werden.

Geburten finden üblicherweise im Krankenhaus statt. Freie Hebammen ausserhalb der Krankenhäuser existieren nicht. In den Krankenhäusern werden dann auch die ersten Impfungen verabreicht, in der Regel ohne viel zu fragen. Insgeheim gibt es zwar Vorschriften, dass die Eltern über Nebenwirkungen und Kontraindikationen informiert werden müssen, die meisten impfenden Ärzte wissen das jedoch nicht einmal, geschweige denn, dass sie auch tatsächlich informieren würden. Es wär ja auch aus ihrer Sicht sinnlos, da die Impfungen ja doch gegeben werden müssen.

Hausgeburten oder Geburten in einem Geburtshaus sind so gut wie unbekannt. Ambulante Geburten im Krankenhaus gibt es überhaupt nicht. Es gibt ein Geburtshaus in Budapest, das von einer engagierten Ärztin, Ágnes Geréb, gegründet wurde. Dort werden auch Hausgeburten unterstützt. Ein Arzt der bei einer Hausgeburt hilft, riskiert allerdings sein Approbation. Ágnes Geréb wurde sie jetzt schon zum zweiten Mal entzogen.

Das Land ist in Arztbezirke aufgeteilt in denen es jeweils eine Ambulanz gibt, in denen die zuständigen Ärzte praktizieren, bei denen man sich in der Regel anmeldet und die dann natürlich auch dafür sorgen, das das Pflichtpensum bei den Impfungen erfüllt wird. Seit der Wende gibt es allerdings auch viele Privatpraxen, man ist also auf die Ambulanzen nicht mehr angewiesen, wenn man es sich leisten kann. In diesen Bezirken arbeiten festangestellte Fürsorgerinnen, die für die Schwangerschaftsbetreuung und Geburtennachsorge zuständig sind. Das ist eigentlich eine ganz sinnvolle Einrichtung, sie überwachen allerdings auch die Impfpflicht. Wenn man also die Impfungen "vergisst", werden sie in der Regel ganz schnell vorstellig und wenn man dann immer noch nicht impfen lässt, kommt bald ein Bussgeldbescheid des Gesundheitsamtes über bis zu 100.000,- Forint (ca. 400,- EUR) ins Haus, in der Regel sind es aber 30.000,- Ft. (Der staatlich Mindestlohn liegt bei 50.000,- Ft.) Dieses Bussgeld kann mehrmals verhängt werden, bis das Kind geimpft ist. Wenn man Widerspruch einlegt wird das Gericht nur feststellen, das der Bussgeldbescheid rein formal rechtens ist, ohne sich um Sinn oder Unsinn von Impfungen zu kümmern. Aber das nimmt natürlich Zeit in Anspruch. Ab dem 6. Lebensjahr (1. Schulklasse) bekommen die Kinder ihr Pensum in Form von Reihenimpfungen in der Schule.

Es gibt in ganz Ungarn nur eine einzige Institution, eine Art Stiftung, die sich kritisch mit der Impfproblematik auseinandersetzt und Hilfe leistet (Nyitott Kapu Alapítvány - Offenes Tor Stiftung - seit 1999). Die Leute vom Nyitott Kapu wollen für alle, die sich verantwortlich mit Impfungen auseinandersetzen, offen sein, also nicht nur für konsequente Impfgegner, sondern auch für Eltern, die nur die eine oder andere Impfung für überflüssig oder zu gefährlich halten. (Der anthroposophische Ansatz)
Es hat auch einen Verein von radikalen Impfgegnern gegeben (Gólya-hír Egyesülett). Der hat allerdings, nach etwa dreijähriger Arbeit 1998 das Handtuch geworfen.

Die Ungarn scheinen ein äusserst widerstandsfähiges Volk zu sein. Impfschäden sind so gut wie unbekannt. Nach Informationen des Nyitott Kapu hat es in der gesamten Geschichte Ungarns erst einen Fall eines anerkannten Impfschadens gegeben. Dabei handelte es sich um eine Grippe-Impfung, die nur empfohlen wird, aber nicht Pflicht ist. Die Stiftung selbst kann allerdings mehrere Todesfälle durch Impfungen aus den letzten Jahren dokumentieren.
Nur dann, wenn Komplikationen aufgetreten sind, kann man von der Impfpflicht befreit werden, also dann, wenn das Kind schon in den Brunnen gefallen ist. Allerding wird nur von der Impfung abgesehen, die die Komplikation verursacht hat. Wenn also nach der DPT-Impfung Probleme auftreten, die dann wahrscheinlich vom Pertussis-Impfstoff herrühren, wird bei der Wiederholungsimpfung halt nur DT geimpft. Diese Ausnahme gilt auch nur für dieses eine Kind, nicht etwa auch für Geschwisterkinder.

Es gibt fast keine alternative Literatur zur Impfproblematik in Ungarn. Ein Buch von Randall Neustätter wurde veröffentlicht, ist aber nicht mehr erhältlich.
"Vaccines: are they really save and evective?" von Neil Z. Miller ist im Mai diesen Jahres unter dem Titel "Védõoltások - Kérdések és kételyek" (Schutzimpungen - Fragen unf Zweifel) bei dem Verlag kétezerregy kiadó erschienen. Vielleicht tut sich jetzt ja was.
Und ein Buch aus anthroposophischer Sicht von Wolfgang Goebel "Schutzimpfungen selbst verantwortet. Grundlagen für eigene Entscheidungen" ist bei einem anderen Verlag in Vorbereitung.

Das ist der Stand der Dinge. (Sommer 2003)


Johann Brunen